Carl-Josef Kutzbach
 
Abschiede
 
 
Noch mal der Jugend Wege gehen,
den Wandel vieler Jahrzehnte besehen.
Erfragen, was der oder jenem geschah,
leben sie noch, ganz fern, oder nah?
 
Nicht Springinsfeld mehr, sondern tippelnder Greis,
von früher viel, von heut' wenig weiß.
Schlendernd mitnander Gespräche führend,
nicht wie einst radelnd den Körper erspürend.
 
Mal bleibt wer stehn, schaut ins andre Gesicht,
auf den uralten Baum, oder, wie Licht
im Wasser funkelt, Schatten schräg malt.
Man betrachtet den Neubau, fragt wer ihn bezahlt.
 
Am Waldrand ein altes Ausflugslokal.
Geschlossen. Vernagelt. Trotz Aussicht ins Tal.
Drin steht noch stumm ein altes Klavier.
Aussicht und Speisen genoss er einst hier.
 
Die sinkende Sonne durch gesplitterte Scheiben
enthüllt den Verfall. Es wird nie was bleiben,
 so schön, wie es in Erinnerung blieb.
Das gilt für Gebäude, den Körper, die Lieb.
 
                                            14.1.2014